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Museum in der Transformation ©Eva Rusch

Geschichte vermitteln – Museen neu denken

Rückblick auf die Fachtagung

Das LVR-LandesMuseum Bonn lud in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. am 14. November 2016 nach Bonn. Der internationale Kongress befasste sich mit der Vermittlung von Geschichte im Zeitalter der Digitalisierung und des demografischen Wandels.

Ausgehend von Veränderungsprozessen im eigenen Haus berichteten Museumsleiter und Kuratoren über ihre Ansätze, die Dauerausstellungen mit den »Schätzen« der Häuser neu zu präsentieren und attraktiv zu vermitteln. Die Verknüpfung von realer mit digitaler Welt im Erlebnis eines Museumsbesuchs sind die Chance einer attraktiven zukunftsorientierten Ausrichtung.


Neuinterpretation von Geschichte
Prof. Dr. Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, stellte die Neukonzeption des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig vor, das nach 20 Jahren die Vermittlung und Darstellung der Geschichte der DDR und der Wiedervereinigung überdenkt. Zielgruppen sind heute Touristen und Schülergruppen, jedoch weniger betroffene Zeitzeugen der Wiedervereinigung. Darstellung der Sammlung bislang > 


Die Welt vermitteln im Museon
Maarten Okkersen vom Museon, Den Haag, beschreibt in seinem Vortrag »Reinventing the Museum – A New Vision and Brand Identity for Museon« die Neuausrichtung des Museums und die Marketingaktivitäten. Das 1909 vom Zeitungsverleger Frits van Paaschen gegründete Museum widmete sich seit Beginn der Vermittlung von naturwissenschaftlichen Themen an Schüler. Heute geht das Museum mit einem modernen Erscheinungsbild und digital unterstützten Angeboten auf das jugendliche Zielpublikum zu. Hinterfragt wird die Beziehung von Mensch und Natur im Hinblick auf Globalisierung und Umweltfragen. Neues Ordnungsprinzip der Sammlung sind die 17 Nachhaltigkeitsleitlinien der Vereinten Nationen (17 Goals to transform our world). Das Museon > 

Das Museum unter Marketinggesichtspunkten – Mystery Visiting
Prof. Bernd Günter, emeritierter Professor für Marketing an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf und Mitglied der Arbeitsgruppe »Working Group Museums Definition« des International Council of Museums ICOM, gab praktische Handlungsanweisungen für eine besucherorientierte Gestaltung des Museums. Abgeleitet von dem betriebswirtschaftlichen Prinzip der Customer Journey stellte Günter sein Konzept des Mystery Visiting im Museum vor. Anhand eines Themenkatalogs werden die »Touchpoints« während eines verdeckten Besuchs des Museums hinsichtlich ihrer Nutzerfreundlichkeit untersucht.

  • Bereich 1: Vorabkontakt und Vorabinformation
  • Bereich 2: Kontakt außerhalb des Museums, Anfahrt, externes Leitsystem
  • Bereich 3: Äußerer Eindruck des Hauses, internes Leitsystem
  • Bereich 4: Struktur des Hauses, internes Leitsystem
  • Bereich 5: Empfang, Kasse, Foyer
  • Bereich 6: Ausstellungsbereich Dauerausstellung und Beschriftung Räume
  • Bereich 7: Ausstellungsbereich Wechselausstellungen / Sonderausstellungen
  • Bereich 8: Umgang mit Exponaten / Beschriftung Exponate / Ausstellungsinformation / Guide
  • Bereich 9: Service, Gastronomie, Shop
  • Bereich 10: Interaktion mit dem Museum und Feedback
  • Bereich 11: Gesamteindruck

Zudem stellte Günter die Besucherbefragung aber auch die Nichtbesucherbefragung als wichtige Grundlage zur Steuerung und Konzeption eines Museums heraus.


Landesmuseen neu erfunden
Zwei Landesmuseen stellten ihre Neukonzeption vor. Dr. Heike Pöppelmann, Museumsleiterin des Braunschweigischen Landesmuseums, beschreibt in Ihrem Vortrag 25 Thesen zur Neupositionierung. Wesentlicher Ansatz: Es wird mehr Raum für temporäre Nutzungen bereitgestellt. Das Braunschweigische Landesmuseum ist ein Museum an vier Standorten in historischen Gebäuden und somit eines der größten historischen Museen Deutschlands. 2007 wurde die Dachmarke »3landesmuseen« installiert, die das Landesmuseum mit dem Herzog Anton Ulrich-Museum und dem Staatlichen Naturhistorischen Museum in Braunschweig gemeinsam kommuniziert. 3Landesmuseen >

Das Badische Landesmuseum Karlsruhe steht vor großen Veränderungen. Dr. Katarina Horst, Leiterin der Sammlung im Schloss, beschreibt, wie mit Baumaßnahmen das historische Schlossgebäude fit gemacht werden soll: Barrierefreie Zugänge, ein großer Lobbybereich mit Museumsshop und ein moderner Veranstaltungssaal sollen entstehen. Die Ständige Sammlung wird konzentrierter präsentiert. Der Museumsbesucher wird zum Nutzer des Museums. Der Museumsbestand wird digitalisiert (Internet der Dinge) und zur »Ausleihe« zugänglich gemacht. Das Depot wird für Besucher nutzbar. Eine Bibliothek der Ausstellungsstücke ist die Idee. Badisches Landesmuseum Karlsruhe >


Partizipation an der Museumsarbeit
Prof. Dhr. Dr. Wim Hupperetz vom Allard Pierson Museum Amsterdam stellt in seinem Vortrag »Neukonzeption Allard Pierson Museum in Paradox« unter anderem die Zusammenarbeit mit ArcheoHotspot vor. 
Die Initiative vernetzt niederländische archäologische Museen miteinander. Grundidee ist die Aktivierung von Laien zu archäologischer Arbeit im Ehrenamt. Geschichte wird lebendig durch unmittelbare Berührung und engagierte Mithilfe unter Anleitung von Fachleuten. Allard Pierson Museum > 

Weiterführende Links:
Tagung Geschichte vermitteln – Museum neu denken! auf WDR 5 >